Der Indianer



Eine Geschichte von Armida
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Ich hatte mal einen Freund..... einen indianischen Freund. Manchmal kam er mich besuchen. Manchmal, nicht regelmäßig und auch nicht immer.

Er tauchte einfach irgendwann, irgendwie und irgendwo auf. Am liebsten kam er nachts, nachts wenn ich schlief. Spürte ich einen Lufthauch, spürte eine Anwesenheit. Dann schlug ich die Augen auf und er saß da, mit gekreuzten Beinen und schaute mich einfach schweigend an und wenn ich dann aufwachte lachte er mich freundlich an. Nun, jeder andere wäre wahrscheinlich erschrocken, wenn er nachts aufwachte und ein Indianer auf dem Bett saß und einen anschaute. Ich nicht, denn es war ja mein Freund. Mein indianischer Freund. Und er lächelte. Lächeln beruhigt, wenn jemand lächelt braucht man keine Angst zu haben. Es sei denn es ist ein böses, gemeines Lächeln. Aber einfach nur ein Lächeln strahlt Wärme und Freude aus. Und dann braucht man keine Angst zu haben, vor allem nicht wenn es ein Freund ist der einen besucht, und er war ja mein Freund.

Also dann lächelten wir uns erstmal gegenseitig an, wir saßen einfach da und lächelten. Das hielten wir immer so. Wir lächelten einander an, eine geraume Zeit, schweigend. Es war immer ein schöner Augenblick. Einfach sitzen und lächeln. Solltet ihr mal versuchen. Es stimmt fröhlich, es regt an, das Leben scheint dadurch viel fröhlicher. Als wir so schweigend dasaßen und lächelten, reichte mein indianischer Freund mir seine Hand. Ich lächelte noch immer, sah in seine Augen, sie spiegelten das Lächeln seiner Seele wieder. Noch immer wurde kein Wort gesprochen.

Langsam stand er auf, ohne mit dem Lächeln aufzuhören, ohne meine Hand loszulassen. Nun standen mein indianischer Freund und ich vor meinem Bett, Hand in Hand, lächelnd.

Langsam liefen wir los, bis wir direkt auf einer Wiese landeten. Der Himmel war behangen, so spazierten wir auf der Wiese entlang. Direkt auf den Wald zu. Mein indianischer Freund lächelte immer noch ohne ein Wort zu sprechen, das hielt er immer so, bei jedem unserer Ausflüge, lächelte er, hielt meine Hand und ging. Am Waldrand angelangt, gesellte sich ein schwarzer Panther zu uns. Er lief in einigem Abstand hinter uns drein. Auch er gab keinen Ton von sich.

So liefen wir, der Panther, mein indianischer Freund und ich durch den Wald, bis wir auf eine Lichtung kamen. Auf der Lichtung herrschte reges Treiben. Ein Feuer flackerte in der Mitte und kleines Volk, indianer Volk und noch so einiges andere Volk war um das Feuer versammelt. So standen wir da und schauten auf das Feuer und die Wesen die sich um das Feuer tummelten.

Wir gingen in den Kreis und mein indianischer Freund und ich ließen uns am Feuer nieder. So saßen wir, wieder schweigend, lächelnd, die Beine über Kreuz. Der Panther legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Nun das saßen wir drei. Das Feuer knisterte, die Menschen sprachen, kleines Volk hüpfte aufgeregt schnatternd um das Feuer.

Lange verweilten wir so. Saßen einfach da, mein indianischer Freund, der Panther und ich. Still und lächelnd. Starrten auf das Feuer. Und fühlten die Wärme. Sahen wie das Volk mit der Natur eins waren, spürte es direkt. Auch ich trug wie sie Perlenschnüre.

Dann mußten wir wieder heim, mein indianischer Freund und ich gingen, der Panther ging mit uns. Es war das schönste Erlebnis was ich hatte. Diese Gefühle, die Verbundenheit, das geerdet sein, einfach ich selbst zu sein. Ich war ein der Freund der Indianer. 

Mein indianischer Freund kommt immer noch zwischendurch, manchmal ganz plötzlich ist er da, dann lächeln wir uns wieder an. Aber zur Zeit kommt er immer seltener mein indianischer Freund, unregelmäßig. Er hat jetzt andere Aufgaben.

Aber ich sehe die Welt mit anderen Augen. Mit indianischen Augen.

Manchmal wenn ich im Büro sitze, sehe ich den Schatten, den Schatten eines Panthers und dann weiß ich - er ist da für mich.

Die Perlenschnüre habe ich immer noch.



by Armida



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