Jerimias Magie


von Hans Jürgen Sobota



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Dies ist eine wahre Geschichte, ich weiß es, denn sie ist mir selbst vor kurzer Zeit passiert. Ich habe sie Osüjah diktiert, er wollte unbedingt den Computer ausprobieren, nachdem er sah, wie ich eine seiner erlebten Geschichten, den Phoenixzauberer, niederschrieb. Ich hoffe und bitte, daß ich den Computer hinterher weiterbenutzen kann.

Im Jahre 15.663.514.728 ging ich .......................
OSÜJAH !
Dies ist meine Geschichte !!!


Im Jahre Anno 1999 ging ich an einem warmen sonnendurchfluteten Herbsttag zur Arbeit, zu meinen Taekwondokindern.
Die Wiese, den Bach lang, dann über die kleine Holzbrücke, die Anhöhe hinauf, durch den Wald.
Der Wald ahnte schon den nahenden Winter.
Dann die Straße entlang, rechts und links Häuser, viel Grün.
Weiter die Felder entlang zur Turnhalle.
Drei Stunden später zurück, den gleichen Weg nur müde, in Gedanken über die schönen Taekwondostunden.

Wie ich fast schon in den Wald eintauche gibt mir jemand einen Schlag auf den Hinterkopf, eine Kopfnuß wie man bei uns sagt.
Nun, wenige Mensche sind so schnell wie Taekwondomeister. Blitzschnell drehte ich mich um, gleichzeitig zur Seite taumelnd, die Technik des trunkenen Meister nutzend um nicht von einem zweiten Schlag getroffen zu werden.

Da war niemand.
Mich um die eigene Achse drehend.
Nach oben schauen.
Niemand.
Nichts lag am Boden keine Eichel, keine Nuß, nichts.

Während ich weiter in den Waldweg einbog, zack noch ein Schlag und ein schwarzer Schatten. Das war's.

Holla, dachte ich, werfen kann nicht sein, dann müssten hier Dinge liegen. Ich blieb stehen und stellte meine Augen auf Nichtssehen ein.
Der dritte Angriff von hinten kam zwei Sekunden später und durch die Augentechnik der Kampfkunstmeister konnte ich, ohne mich bewegen zu müssen, den Angreifer deutlich sehen: Ein großer schwarzer Rabe mit glänzendem Gefieder.

Ich rief: "Laß den Blödsinn" und machte das ich in den Wald kam.
Der Rabe blieb zurück.

Nun am nächsten Tag mußte ich wieder zur Arbeit.
Kaum aus dem Wald getreten sauste mir der Rabe von hinten am Kopf vorbei und setzte sich weiter vorn auf einen Baumast.
Laß es!, rief ich.
Dieses Spiel wiederholte er, bis fast bis zur Turnhalle
und
er holte mich auch wieder ab.

Einen Tag weiter, schon am Waldrand das gleiche Spiel.
Jetzt war ich's leid. Vor einem brusthohen Holztor blieb ich stehen und rief.
"Komm sofort her, Jerimias".

Er landete direkt vor meinem Gesicht auf dem Tor.
Ging auf der Torkante geschäftig hin und her, klapperte mit dem Schnabel und erzählte. Was soll das?, fragte ich, kommst Du jetzt.
Er sprang auf meine rechte Schulter knabberte an meinem Ohr und hörte nicht mehr auf zu erzählen.
Was er erzählte?
Tut mir leid, ohne deren Erlaubnis verrate ich niemals was andere mir erzählen.

Etwa, nach zehn Minuten fiel mir der Taekwondounterricht ein.
Ich erklärte dem Raben das ich weiter müsse.
Ich ging die restlichen Kilometer zur Turnhalle.
Mit seitlich waagerecht ausgestrecktem Arm.
Jerimias machte uns die ganze Strecke einen Spaß.
Immer und immer wieder schwebte er von hinten heran, landete elegant auf dem Arm, um fast sofort wieder geschmeidig zu starten.
Dann wartete er weiter vorn, bis ich vorbei war und wiederholte das Spiel.
Alle Passanten und Autofahrer auf der vielbefahrenen Straße schauten uns staunend an, als hätten sie solches noch nicht gesehen.
Der Rückweg verlief genauso, nur in den Wald wollte Jerimias nicht.
Ich verabschiedete mich und ging nach Haus.

Am vierten Tag regnete es. Ein nasser Jerimias, der offensichtlich noch viel lernen mußte, wartete schon.
Ich erklärte ihm, auch wenn ich ihn noch so gerne möge, Rabe sei Rabe und Vögel gehören in die Luft.
Der Herbst ist da, sagte ich, Du musst zu den anderen Raben, lernen über den Winter zu kommen.

Da ich den Arm nun nicht mehr ausstreckte konnte er nicht landen.
Leise schimpfend versuchte er das alte Spiel, um dann enttäuscht auf einem Giebel zu landen.
Ich rief: Flieg zu den anderen, Jerimias !
Eine Frau, die mir entgegenkam, schaute mich an als wäre ich Geisteskrank. Im vorbeigehen konnte ich nicht wiederstehen "Buh" zu machen. Sie erhöhte ihr Tempo deutlich.
Und Jeremias? Noch drei Tage wartete er pünktlich wie ein Uhrmacher. Begrüßte mich auf Hin- und Rückweg und flog dann weg, auf seinen Luftwegen zu den anderen Raben.

Sobald ich heute einen Raben sehe, denke ich, das ist bestimmt Jerimias.
Oder seine Tochter oder sein Sohn.
Drum achtet mir die Raben !
Das war Anno 1999 mein schönstes Erlebnis.



Aus dem Leben des H.J.Sobota, für ihn niedergeschrieben von Osüjah

Nachtrag von H.J.S. :
Die Tastatur ist ruiniert. OSÜJAH! Warum hast Du nicht gleich Eßstäbchen zum Tippen benutzt? Das muß doch alles bezahlt werden.

Ja, Ja zu Deiner Zeit. An der Geschichte hättest Du doch vier Monate gemeißelt.



E-Mail an den Autor: Taekwondo-Schwerte@t-online.de



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